Paralympics: China lässt Medaillenträume zerschellen

Die Paralympics in Tokio sind für die deutschen Goalballer mit einer bitteren Enttäuschung zu Ende gegangen. Die Auswahl von Bundestrainer Johannes Günter zog gegen China mit 3:8 (0:0) den Kürzeren. Gerade in der zweiten Hälfte konnte man einen starken Kontrahenten nicht mehr in Schach halten und hatte selbst auch Pech bei ein paar Angriffsaktionen. Am Ende erreichen alle Teams in Gruppe B sechs Punkte, das zeigt die Ausgeglichenheit. Dank der schlechtesten Tordifferenzscheidet Deutschland allerdings durchaus überraschend aus.

Geschrieben von Kevin Barth

Vor Anpfiff herrschte eine verlockende und gleichzeitig nicht ungefährliche Ausgangslage. Da die Ukraine gegen die Türkei verloren hatte, reichte bereits ein Unentschieden zum Gruppensieg. Eine Niederlage mit zwei Toren Unterschied würde jedoch das vorzeitige Aus bedeuten. Im Vergleich zum Triumph über Belgien kehrte Felix Rogge neben Michael Dennis und Oliver Hörauf in die Startformation zurück.

Bereits die ersten Minuten verliefen eher holprig. Hörauf lenkte den Ball zweimal per Hüfte über das eigene Gehäuse, einmal war noch die Latte im Spiel. Danach hatte die Verteidigung weniger Probleme, aber bei eigenen Würfen kam man auch nicht voll zur Entfaltung. Knapp drei Minuten vor der Pause landete China einen Pfostentreffer auf der Seite von Rogge und sorgte kurz darauf für einen Longball. Michael Dennis scheiterte aber am verbliebenen Spieler. 25 Sekunden vor dem Ende des Spielabschnitts wurde Thomas Steiger noch für Felix Rogge eingewechselt, es blieb aber beim torlosen Remis.

Das änderte sich bereits in der ersten Minute nach Wiederbeginn: Ein flacher schneller Wurf von Mingyao schlug auf der rechten deutschen Seite zur Führung für China ein. Einen Angriff später erwischte Yang die Schnittstelle zwischen Hörauf und Dennis und es hieß 2:0. Sofort nahm Johannes Günter eine Auszeit. Statt einer Aufholjagd traf Yang nun aber die Lücke zwischen Dennis und Steiger und erhöhte weiter. Nachdem Deutschland das Spiel ein wenig beruhigt hatte, setzte Yang auch nocheinen Treffer in der Ecke von Steiger und die Hypothek wurde beim Stand von 0:4 noch größer.

Anschließend verließ Thomas Steiger das Feld und Reno Tiede kam zu seinem ersten Einsatz im Turnier. Er war es auch, der in Minute Sechs mit einem Wurf in die linke Schnittstelle das erste Tor für das „Wolfsrudel“ erzielte und wieder Hoffnung weckte. Dennis hätte nach einer chinesischen Auszeit verdoppeln können, sein Ball landete aber am rechten Pfosten. Wenig später war die Lücke zwischen Tiede und Dennis zu groß und Yang bestrafte das mit dem 5:1. Etwa drei Minuten vor dem Ende brachte Dennis den Vizeweltmeister noch einmal etwas heran, doch direkt im Gegenzug verschob die Verteidigung nach einer geschickten Täuschung fatalerweise nach links und Yang verwandelte erneut in die Lücke zum 6:2.

Daraufhin wollte Deutschland natürlich noch einmal die Schlagzahl erhöhen, doch daraus resultierte ein Longball von Dennis. Yang machte daraus das 7:2. Als nächstes wurde ein Wurf von Hörauf nach oben abgewehrt und ein Versuch von Tiede konnte von der Linie gekratzt werden. Es fehlte also auchein wenig das Glück. Dass Fabian Diem ebenfalls noch anstelle von Hörauf Spielzeit bekam, war eine weitere Maßnahme des Trainerteams. Doch es sollte noch schlimmer kommen: Ein Wurf von Dennis hatte einen Longball zur Folge und Yang machte seinen sechsten Treffer des Tages. Dennis verkürzte mit einem „Delay of Game“ Penalty noch einmal, aber danach war nicht mehr genug Zeit auf der Uhr.

Tränen und ein Abschied zum Schluss

Nach Abpfiff gab es verständlicherweise Tränen bei den deutschen Spielern, die so viel für ihren großen Traum investiert hatten. Zwei guten Partien stehen zwei Begegnungen gegenüber, in denen vor allem die Defensive Schwächen offenbarte. Am Ende wurde vergeblich alles versucht und während in der Nachbargruppe schon vier Zähler für das Viertelfinale gereicht hätten, steht man nun trotz zweier Siege mit leeren Händen da. Die Spiele in Paris 2024 sind wohl das nächste ganz große Ziel.

Während die Mannschaft selbst wohl im Großen und Ganzen weiter zusammenbleiben wird, beenden diese Paralympics auf einer anderen Position eine Ära. Cheftrainer Johannes Günter wird sich nach 15 Jahren im Goalballsport zurückziehen. Er war mit seiner innovativen, akribischen und beharrlichen Arbeit einer der Garanten dafür, dass sich die Nationalmannschaft stetig zu einer der besten weltweit entwickelte. Der Europameistertitel in Rostock 2019 war die Krönung dieser magischen Reise, leider konnte in Tokio sportlich nicht noch einmal ein ähnliches Resultat zum Abschied erzielt werden. Letztlich bleibt an dieser Stelle nur, danke zu sagen und den Hut zu ziehen vor einem großartigen Trainer und einer tollen Persönlichkeit. Mach es gut Johannes, du wirst fehlen.