Die deutschen Herren-Nationalmannschaft hat bei der Weltmeisterschaft im portugiesischen Martozinhos den siebten Platz belegt und damit das selbst gesteckte Minimalziel vom Viertelfinale erreicht. Die Gruppenphase verlief für die Mannschaft von Stefan Weil mit einigen Aufs und Abs.
Zum Auftakt traf man auf eine sehr starke türkische Mannschaft und musste immer wieder Rückständen hinterher laufen. Lange Zeit stand es am Ende 7:7 ehe die Türkei einige leichte Abwehrfehler der deutschen ausnutzen konnte und am Ende ein 10:7 auf der Anzeigentafel stand. Doch das Team zeigte am nächsten Tag gleich eine Reaktion und schlug Kanada deutlich mit 16:7 und startete einen kleinen Lauf. Gegen den Dauerrivalen aus Belgien gab es sogar einen Abbruchsieg mit 13:3.
Eine der fokussiertesten Leistungen bot die Mannschaft gegen den Gastgeber Portugal. Auch diese Partie konnte mit 8:2 gewonnen werden, beeindruckender war jedoch die Art und Weise, wie Hörauf, Steiger und Dennis das Spiel dauerhaft unter Kontrolle hatten. Zur Belohnung wartete das Kräftemessen mit dem amtierenden Weltmeister Brasilien. Und wie in den letzten Jahren gab es zwischen beiden Teams einen offenen Schlagabtausch mit leichten Vorteilen für Brasilien und einer kämpfenden deutschen Mannschaft.
Knackpunkt in dieser Partie wurde die Verletzung von Michael Dennis, der beim Wurf weg rutschte und wahrscheinlich eine Verletzung am hinteren Kreuzband davon gezogen hat. Nach dem Wechsel konnte das Team zunächst weiter an Brasilien dran bleiben, jedoch mit fortschreitender Spielzeit und einigen Penalties zogen die Südamerikaner auf 13:5 davon.
Den schwärzesten Tag erlebten die deutschen bei der 1:11-Niederlage gegen Japan. Bereits nach vier Würfen der Japaner stand es 3:0 für die Gastgeber der letzten Paralympics und im deutschen Team machte sich Ratlosigkeit auf dem Feld breit. Durch einen Sieg gegen Japan hätte man im Viertelfinale den starken Chinesen aus dem Weg gehen können, mit der Niederlage war man aber nun zu einem Sieg gegen Algerien verdammt, um das Minimalziel zu erreichen.
Doch das letzte Gruppenspiel gegen Algerien wurde auch zu einer engen Sache über lange Zeit. Im Vorfeld der Partie zog sich Thomas Steiger zudem eine Verbrühung zu, der Franke biss jedoch auf die Zähne. Mitte der ersten Hälfte konnte man sich erstmal mit zwei Treffern absetzten, doch gab der Afrikameister Algerien nie auf und konnte immer wieder ausgleichen. Beim Stand von 6:6 kehrte Michael Dennis auf das Feld zurück mit dick bandagiertem Knie die Offensivmaschine der deutschen kam nun in Schwung. Binnen kurzer Zeit konnten die deutschen klare Verhältnisse schaffen und am Ende mit 14:6 gewinnen.
Nun wartete China, gegen die man bereits in Tokyo ausgeschieden war. Die Chinesen boten im Viertelfinale eine hoch konzentrierte Abwehrleistung. Deutschland hatte durch einen Penalty die Chance mit 1:0 in Führung zu gehen, doch konnte der sehr gut platzierte Wurf von Oliver Hörauf geblockt werden. In Folge wurden die Chinesen offensiv gefährlicher und konnten bis zur Pause auf 4:0 davon ziehen. Im zweiten Durchgang kam für die Deutschen jedoch nochmal Hoffnung auf mit zwei Anschlusstreffern. Gerade nach einigen Wechseln fielen dann noch viele leichte Tore für China. Mit dem letzten Wurf der Partie konnte China sogar auf 12:2 stellen.
Unterm Strich steht für die deutsche Mannschaft eine ausgeglichene Bilanz von vier Siegen und vier Niederlagen und der siebte Platz in der Endabrechnung. Doch wurde dem Team auch klar aufgezeigt, dass momentan die Abwehr zu anfällig ist, um wieder auf internationalem Parkett oben angreifen zu können.
Die ersten Tickets für die Palralympics in Paris gingen an Brasilien, die auch zum dritten Mal in Folge Weltmeister wurden, sowie China. Bronze sicherte sich die Ukraine, die erstmals eine Medaille bei einer WM holte.
Bei den Frauen wurde die Türkei erstmals Weltmeister und qualifizierte sich gemeinsam mit Überraschungs-Team Südkorea für Paris 2024. Israel gewann derweil die Bronzemedaille.
Zum deutschen Aufgebot gehörten:
Michael Dennis (Füchse Berlin), Thomas Steiger (BVSV Nürnberg), Philipp Tauscher (SSV Königs Wusterhausen), Oliver Hörauf (Chemnitzer BC), Nils Emig (SSG Blista Marburg) & Fabian Diehm (BVSV Nürnberg)
Stefan Weil (Bundestrainer), Reno Tiede (Co-Trainer), Sebastian Müller (Funktionstrainer), Benedikt Schmitt (Physio), Simon Borgmann (Sportpsychologe) & Tobias Vestweber (Videoanalyst)