SuperCup-Kolumne: Von Dominanz und hohen Erwartungen

Von Kevin Barth

Wie schon im vergangenen Jahr war Marburg der Austragungsort für den Profilbeton SuperCup. Die Anreise von meinem Wohnort Dortmund nach Mittelhessen dauert mit dem Zug etwa vier Stunden. Das ist insofern relevant, weil alle vier Partien des SuperCups gemeinsam nicht mal auf vier Stunden Gesamtspielzeit kamen. Drei davon wurden durch einen Abbruch vorzeitig entschieden und der spätere Sieger Rostock kassierte gerade mal zwei Gegentore. Besondere Umstände waren dafür verantwortlich, dass dieses als Highlight angepriesene Turnier eher zu einem lauen Lüftchen wurde. Eines vorweg: Das soll jetzt auf keinen Fall einen Abgesang auf den SuperCup bedeuten.

Das Spiel der zwei Welten

Fangen wir beim ersten Halbfinale an, das gleichzeitig das torreichste Spiel des Tages werden sollte. Mit 14:11 behauptete sich der SSV Königs Wusterhausen gegen die Gastgeber von der SSG Blista Marburg. Bei dem Ergebnis könnte man ja meinen, dass es ein enger Schlagabtausch war, doch wirkliche Spannung kam nur bis kurz nach der Halbzeitpause auf. Die Marburger führten mit 6:5, doch dann startete KW einen 9:0-Lauf und zog damit dem Gegner den Zahn. Der Schlüssel für diesen Erfolg war das starke Teamwork der Brandenburger. Kein spektakulärer Goalball zum Zunge schnalzen, aber dafür sehr effektiv und unberechenbar.

Die 14 Treffer haben fünf verschiedene Spieler erzielt. Der „ausgeliehene“ Tom Böhmer, der als wurfstärkster auffiel, wurde nicht als Entscheidungsspieler eingesetzt, sondern bekam nur ein paar Minuten. Respekt an Trainer Florian Schreck, der damit ganz klar gemacht hat, dass für ihn die Team-Chemie über allem steht. Auf der anderen Seite wirkte das, was die Marburger da ablieferten, seltsam uninspiriert. Nur Nils Emig setzte ein paar Akzente, aber nach der Pause fiel man zwischenzeitlich regelrecht auseinander. Eine unglückliche Auswechslung zu Beginn der zweiten Spielhälfte trug ebenfalls einen Teil bei.

Selbst, als die SSG am Schluss noch mal einen eigenen 5:0-Lauf startete hatte ich nie das Gefühl, dass noch mal Spannung aufkommt. Auf dem Feld fehlten die Emotionen, um vielleicht auch das Heimpublikum mitreißen zu können. Mir ist schon klar, dass nicht jeder Goalballer ein Lautsprecher ist, aber der berühmte Funke sprang leider gar nicht über. So zog Königs Wusterhausen verdient ins Finale ein.

Blockbuster-Spiel fällt flach

Über das zweite Halbfinale zwischen den Füchsen Berlin und dem RGC Hansa war im Vorfeld viel gesprochen worden. Ich selbst habe es als „Blockbuster-Spiel“ bezeichnet. Doch schon vor Turnierbeginn drang durch, dass es vielleicht gar nicht dazu kommen würde. Die beiden von den Füchsen „eingekauften“ Oliver Hörauf und Felix Rogge hatten mit Chaos bei der deutschen Bahn zu kämpfen und verspäteten sich erheblich. Auch zum Anpfiff um 15:15 Uhr waren sie noch nicht vor Ort. Deshalb starteten die Berliner mit ihrem letzten Aufgebot, wobei ein Spieler dank der Zustimmung aller noch kurzfristig im Lineup landete. Rostock schlug natürlich Kapital und behielt vorzeitig mit 12:2 die Oberhand.

Etwa eine halbe Stunde nach dem eigentlichen Beginn waren die beiden fehlenden Spieler dann anwesend. Hier stellt sich natürlich die Frage, ob man nicht einfach später hätte anfangen können. Der Attraktivität dieses Turniers hätte es auf jeden Fall gut getan. Auf der anderen Seite hätte es dann womöglich von der ein oder anderen Person Vorwürfe an den Veranstalter gegeben. Michael Dennis ist bekanntermaßen Vorsitzender von Aktiv Goal und hätte als Spieler der Füchse erheblich von der Verschiebung des Anpfiffs profitiert.

Abgesehen davon haben es auch alle anderen Spieler pünktlich nach Marburg geschafft. Die beschwerliche Anreise aus Chemnitz in allen Ehren, es hätte allerdings laut meinen Informationen auch noch eine frühere Zugverbindung mit über fünf Stunden Puffer gegeben. Am Ende rechnet aber auch niemand damit, vier Stunden Verspätung zu haben. Eine verzwickte Situation, die uns auf jeden Fall um eine sehenswerte Partie gebracht hat.

Kurzer Prozess

Man konnte aus Sicht der Kommentatoren versuchen, die Spannung vor den Finalspielen nach oben zu reden. Letztlich befürchteten wir aber zwei schnelle Abbruchsiege und so kam es dann auch. Marburg ging gegen die Füchse mit 1:11 baden, Oliver Hörauf drückte dem ganzen mit sieben Treffern seinen Stempel auf. Rostock feierte anschließend sogar ein 10:0 gegen KW. Hier wechselten sich Thomas Steiger und John Turloff munter mit den Toren ab. Außerdem überzeugte auch Celeste Troost mit einer sauberen Defensivleistung. Insgesamt zeigten die Rostocker eine gute Frühform, obwohl man mit den Neuzugängen Steiger und Diehm im Vorfeld nicht trainiert hatte.

Alleine wenn man im Laufe des Abends beobachtet hat, wie groß die Freude beim RGC über diesen Titel war, wurde klar, dass der Profilbeton SuperCup bereits seinen festen Platz im Kalender gefunden hat. Für alle Beteiligten war es eine Ehre, dabei zu sein. Die Spiele kamen zwar bei weitem nicht an das Vorjahr heran, aber hätte man diese Spannung und Dramatik wirklich noch toppen können? Vielleicht könnte man darüber nachdenken, das Turnier im kommenden Jahr zwei Stunden später zu starten. Das wäre nicht nur etwas mehr Sicherheit für die pünktliche Anreise, sondern hätte auch Finalspiele zur „Primetime“ zur Folge. Damit würde der SuperCup ein weiteres Alleinstellungsmerkmal bekommen.

Ansonsten möchte ich aber auch die Kirche im Dorf lassen: Es ist toll, dass es überhaupt die Möglichkeit gibt, ein weiteres Nationales Turnier mit dieser Finalcharakteristik zu veranstalten. Und einen ganz persönlichen Erfolg gab es für mich auch noch: Kein einziges Mal habe ich während unserem Live-Kommentar Michael Dennis als Michael Feistle bezeichnet. Man muss sich auch mal über die kleinen Dinge freuen.