Profilbeton SuperCup 2023: Alles ist erlaubt

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Eine Kolumne von Kevin Barth

Wäre das kommende Turnier ein Bäckereibetrieb, dann wohl am ehesten einer der gehobenen Sorte. Vielleicht ein Feinkost-Café mit besonders schmackhaften Torten, natürlich nur mit den erlesensten Zutaten. Der SuperCup geht am kommenden Wochenende in Marburg in seine zweite Auflage und die Bedeutung scheint seit letztem Jahr noch einmal gestiegen zu sein. Wie sonst könnte man es sich erklären, dass drei von vier Teams ein kleines Schlupfloch in den Regeln nutzen, um sich nur für dieses eine Turnier prominent zu verstärken.

Doch erst einmal der Reihe nach: Beim Profilbeton SuperCup ist die eigentliche Vereinszugehörigkeit nicht von Bedeutung. Es ist also möglich, nur für diesen einen Tag bei einem ganz anderen Team zu spielen. So ergeben sich für dieses Jahr teils kuriose Konstellationen. Und dann hat auch noch Losveh Björn Naß einen echten Halbfinal-Kracher gezogen.

Der Chemnitzer BC nimmt zum zweiten Mal nacheinander sein Startrecht nicht wahr. Äußerst Schade, dass der amtierende deutsche Meister und Ligapokalsieger bei einem solchen Event fehlt. Dafür spielen aber mit Oliver Hörauf und Felix Rogge die beiden besten Chemnitzer bei den Füchsen Berlin. Dort treffen sie mit Ernst Kroisl auf einen ehemaligen Mitspieler. Hinzu kommt noch Michael Dennis, bei dem aber keiner weiß, wie viel er tatsächlich auf dem Feld stehen wird. Schließlich wurde in den vergangenen Monaten immer wieder sein bereits lädiertes Knie in Mitleidenschaft gezogen. Gut möglich, dass er eher in die Rolle des Trainers schlüpft. Wie wichtig der SuperCup für die Füchse ist, zeigen die beiden „Neuverpflichtungen“ eindrucksvoll: Man möchte unbedingt den Titel verteidigen und mit Amanda Dennis fehlt eine der Stützen im Team. Jetzt hat man mehr als prominent nachgelegt und kann sich berechtigte Hoffnungen auf einen erneuten Triumph machen.

Zumindest einen Spieler haben auch die SSG Blista Marburg und der SSV Königs Wusterhausen temporär verpflichtet. Kürsat Özdemir verstärkt die Marburger, eigentlich spielt er für Ilvesheim. KW bekommt mit Tom Böhmer den wohl besten Leipziger an die Seite. Für ihn ist es eine schwierige Situation, nachdem sein Verein nicht für die kommende Zweitligasaison gemeldet hat. Vielleicht kann er sich ja noch ins Notizbuch eines anderen Trainers spielen.

Ich sehe diese Ausnahmeregelung mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite zeigt sie, wie egal auch bereits im Goalball die Vereinszugehörigkeit zu sein scheint. Andererseits wird dadurch der Wettbewerb attraktiver. So werden am Wochenende all diejenigen zum Einsatz kommen, die auch für die deutschen Herren bei der WM im Dezember aufgelaufen sind. Etwas besseres kann so einem jungen Turnier gar nicht passieren.

Der vierte Teilnehmer hat kurzfristige Transfers nicht nötig, weil bereits im Dezember zwei langfristige Topverpflichtungen bekannt wurden. Thomas Steiger und Fabian Diehm wechseln zum RGC Hansa. Damit bekommen die Rostocker noch einmal eine große Dosis Qualität und Tiefe im Kader dazu. Für mich sind sie der Topfavorit. Schon im Halbfinale bekommen sie die Chance, die bittere Niederlage aus dem Vorjahr vergessen zu machen.

Es geht gegen die Füchse Berlin und damit gibt es bereits in der Vorschlussrunde ein vorgezogenes Finale. Rostock wohl mit Diehm, Steiger und John Turloff in der Startaufstellung. Auf der anderen Seite womöglich Rogge, Kroisl und Hörauf. Auf der Bank könnten sich die ehemaligen Nationalmannschafts-Leistungsträger Michael Dennis und Reno Tiede einen verbalen Schlagabtausch liefern. Besonders lustig wäre es, wenn sie dabei beide einen weißen Vollbart tragen würden, um damit für Altersmilde zu werben. Wenn bei einem solchen Aufeinandertreffen nicht die Vorräte an Chips und oder erlesener Torte ausgehen, hat man Goalball wohl nie geliebt.

Zumal auch das erste Halbfinale zwischen Marburg und Königs Wusterhausen ein sehr enges werden könnte. Ich sehe Marburg leicht vorne, es sei denn KW schafft es, Nils Emig auszuschalten. Ein Faktor für die Hessen könnte auch die Besetzung auf der Trainerbank sein. Anders als im Vorjahr sitzt dort wieder Nationalcoach Stefan Weil. Er dürfte seinem Gegenüber Florian Schreck überlegen sein.

Beide Halbfinals haben für mich das Potential, länger als 24 Minuten zu dauern. Nachdem dem Kollegen Björn Naß beim Nations Cup die Verlängerung samt Penalty-Werfen verwehrt blieb, könnte man ihm doch dieses Mal den Gefallen tun. Dafür erwarte ich anschließend recht einseitige Medaillenspiele. Ob sich Rostock oder die Füchse im Blockbuster-Match durchsetzen, beide wären klarer Favorit im Endspiel. Der Verlierer würde wohl mit ordentlich Wut im Bauch zu Platz Drei stürmen.

Eines ist vorab schon klar: Für uns Kommentatoren im Livestream ist genug Zündstoff für hoch emotionale Schilderungen, neue Wortschöpfungen und jede Menge Geschichten geboten. Wer also den Hamster füttern muss, oder warum auch immer sonst nicht in Marburg sein kann, unbedingt den Livestream einschalten. Björn Naß und ich geben für euch ab etwa 13:45 Uhr alles. Ich reservier mir jetzt schon mal ein paar Stücke Torte, in Marburg soll es da ja ein paar gute Adressen geben.