Oli Hörauf: „Gerne noch den ein oder anderen Titel gewinnen“

Oliver Hörauf bei einer Abwehraktion im Trikot der Nationalmannschaft

Mit erst 24 Jahren ist der gebürtige Bautzener Oliver Hörauf bereits ein sehr erfahrener Spieler: drei Europameisterschaften, zwei Weltmeisterschaften und die Paralympics in Rio 2016 hat der Sachse schon für Deutschland absolviert. Dabei hat er sich von einem vielversprechenden Talent zu einer der Säulen in der Herren-Nationalmannschaft entwickelt. Wir sprachen mit dem Spieler des Chemnitzer BC über seine Ziele für dieses Jahr und die Auswirkung der Pandemie auf ihn ganz persönlich.

goalball.de: Hallo Oli, die Corona-Pandemie begleitet uns nun ungefähr ein Jahr. Wie hat dich ganz persönlich die Pandemie beeinflusst?

Oliver: Mich persönlich beeinflusst die Pandemie insofern, da ich lernen muss mich sehr stark selbst zu organisieren und alleine die Verantwortung dafür trage, dass im Alltag alles gut funktioniert wie z. B. auch das Homeschooling.

goalball.de: Durch die Pandemie wurden die olympischen und paralympischen Spiele in Tokyo auf 2021 verschoben. Was ging in die vor, als du von der Verschiebung gehört hast und was denkst du generell über die Verschiebung? Ist diese vielleicht sogar für das deutsche Team ein Vorteil?

Oliver: Als sich das Corona-Virus bei uns in Deutschland immer mehr ausgebreitet hat im März, hatte ich schon so ein Gefühl gehabt, dass die Paralympics für uns dieses Jahr nicht stattfinden werden. Allerdings probierte ich dieses Gefühl immer auszublenden. Als dann die Spiele offiziell verschoben wurden, war natürlich ein sportlicher Tiefpunkt erreicht. Als wir dann aber im Sommer unser erstes Trainingslager in der Corona-Zeit hatten, wurde neuer Mut gefasst und ein neues Ziel formuliert, dass wir mehr Zeit haben um uns noch besser auf die Paralympics vorzubereiten. Und das hat wieder sehr viel Motivation gegeben. Und ich bin auch der Meinung, dass uns dieses Jahr, was wir mehr zur Verfügung haben, sehr zugute kommt.

goalball.de: Du bist in der Ausbildung zum Ergotherapeuten. Für dein sportliches Ziel von Tokyo hast du extra die Ausbildung gestreckt, damit du in der Vorbereitung nicht im Stress des Examens steckst. Nun ist diese Situation doch für dich eingetreten, wie gehst du nun mit der Doppelbelastung um?

Oliver: Zum einen probiere ich nach außen meinen Umfeld es nicht spüren zu lassen, dass ich mental sehr gestresst bin. Ab Frühjahr und im Sommer wird sich natürlich die Situation bei mir noch mal drastisch steigern mit dem mentalen Stress. Wie genau ich damit umgehen werde, kann ich heute noch nicht in Worte fassen.

goalball.de: Welche Ziele hast du für das Jahr 2021?

Oliver: Im Jahr 2021 möchte ich mit dem CBC, bei den nationalen Turnieren, welcher hoffentlich auch wieder stattfinden können, natürlich eine Medaille holen. Und mit der Nationalmannschaft möchte ich in Tokio im Finale stehen und die Goldmedaille gewinnen!

goalball.de: Du sprichst in deinen Zielen Tokyo schon an: wie schaut aktuell dein Trainingsalltag in Vorbereitung auf die Paralympics unter Corona-Bedingungen in Chemnitz aus?

Oliver: Mein Trainingsalltag in Chemnitz sieht so aus, dass ich zweimal in der Woche gemeinsam mit Annkathrin Denker in der SFZ-Sporthalle zum Wurftraining kann. Ich nutze das aber auch zum Teil um Übungen für die Schnellkraft und Athletik zu machen. An den anderen Tagen absolviere ich mein Krafttraining am Olympiastützpunkt in Chemnitz.

goalball.de: Neben den Paralympics ist dieses Jahr auch wieder eine Europameisterschaft. Mit Sicherheit wird es ein ganz anderes Turnier als noch in Rostock 2019. Was glaubst du, wie es wird dort als Titelverteidiger anzutreten und das kurz nach den Paralympics?

Oliver: Dazu mache ich mir aktuell noch gar keine Gedanken. Der Fokus liegt für mich voll auf Tokio!

goalball.de: Du bist trotz deiner erst 24 Jahre schon ein sehr erfahrener Spieler und wirst in Tokyo deine zweiten Paralympics bestreiten und bereits deine vierte EM spielen. Was hat sich zwischen deinem ersten großen Turnier bei der WM 2014 und den bevorstehenden Herausforderungen in diesem Jahr bei der als Athlet auf und neben dem Feld geändert?

Oliver: Bei der WM 2014 war ich erst 17 Jahre alt, nun schaffen wir es als Team unsere Qualität auf das Parkett zu bringen und gelten nicht mehr nur als talentierte Mannschaft. Ich schaue gar nicht so sehr darauf, was sich bei mir verändert hat, sondern freue mich vielmehr darüber, dass wir nun auch die Lorbeeren für die viele harte Arbeit ernten können.

goalball.de: Unabhängig von diesem Jahr: hast du noch sportliche Träume für die Zukunft?

Oliver: Wovon ich träume, ist dass, wir als Mannschaft noch die nächsten Jahre international die anderen Goalball-Nationen dominieren können und noch den einen oder die andere Titel mit nach Hause bringen können.

Foto: Ulf Lange / fußballfotografie