Annkathrin Denker: „Paris ist mein großes Wunschziel“

Annkathrin Denker wehrt einen Ball ab bei der Europameisterschaft 2019 in Rostock

In unserer Interview-Reihe sprach goalball.de für den Monat Mai mit Nationalspielerin Annkathrin Denker. Die in Norddeutschland aufgewachsene „Anny“ startete ihre Karriere in Sachsen bei der SGV Dresden, wechselte später zur SSG Blista Marburg und gewann mit dem Team 2018 die deutsche Meisterschaft. Seit kurzem ist klar, dass sie in der Bundesliga 2021 wieder mit der SSG antreten wird. Ihren bisher größten sportlichen Erfolg feierte Annkathrin bei der Europameisterschaft 2019 in Rostock, wo die deutschen Damen die Bronzemedaille gewannen.

goalball.de: Die Corona-Pandemie ist nun schon über ein Jahr tief in unserem Leben verankert. Was hat sich für dich persönlich durch die Pandemie verändert, gerade im sportlichen Bereich? 

Annkathrin: Hier möchte ich in 2020 und 2021 unterscheiden. 

Zu Beginn des Jahres 2020 hatte ich eine Operation, die mich lange begleitet hat. Hinzu kam eine Spielsperre, welche ich absitzen musste. Dadurch, dass alles ausgefallen ist, kam mir die Pause gerade recht, um mich zu erholen und fit zu werden. 

2021 war schon etwas anderes. In Sachsen trainiere ich in Chemnitz, zusammen mit den Bundes- und Landeskadern-Spieler*innen des Chemnitzer BC. Dies natürlich nur unter strengen Auflagen. 

Sonst habe ich mir ein kleines Homegym eingerichtet und bekomme sehr viel Unterstützung von meinem Lebensgefährten. 

goalball.de: Welche sportlichen Ziele hast du für das Jahr 2021? 

Annkathrin: Ich würde einfach gerne wieder einen Wettkampf spielen, welcher spielt dabei erstmal eine untergeordnete Rolle. 

National ist der Verbleib in der Bundesliga mein Ziel. 

Ich möchte mich mit der Nationalmannschaft bei der diesjährigen EM für die WM 2022 qualifizieren und bei der ganz persönlich möchte ich gerne ein Tor gegen die türkische Nationalmannschaft erzielen.  

goalball.de: Hast du unabhängig von diesem Jahr noch sportliche Ziele? 

Annkathrin: Ich möchte zu den Paralympics nach Paris. Das ist mein großes Wunschziel. Darüber hinaus möchte ich gerne noch eine Medaille bei einer EM oder WM gewinnen.

goalball.de: Du sprichst die Paralympics in Paris an. Die deutschen Damen sind gerade in einem Umbruch nach einer erfolgreichen EM. Wie schätzt du die Möglichkeiten ein, dass sich die deutschen Damen qualifizieren können, gerade mit Israel, der Türkei und Russland sind drei Top-Teams in Europa unterwegs?

Annkathrin: Meiner Einsätzung nach wird das durchaus schwierig für uns, aber ich denke unmöglich ist das auf keinen Fall. Wir haben bis zur EM noch ein wenig Zeit um uns vorzubereiten.

Zudem hat uns die EM in Rostock gezeigt, dass auch die großen Nationen gegen die Außenseiter mal verlieren können wie in diesem Fall Russland gegen Griechenland in der Gruppenphase oder im Viertelfinale gegen Großbritannien.

Das zeigt für mich: es gibt eine Taktik gegen diese Top-Teams und es nicht unmöglich gegen sie anzukommen. Dabei weiß ich aber auch, dass wir für diesen Traum eine Medaille bei einer WM, das Finale bei den World Games 2023 oder den EM-Titel 2023 erreichen müssen.

goalball.de: Im Vergleich zu den Männern hattet ihr bisher wenige Trainingslager. Fühlst du dich trotzdem bereit für die EM in diesem Jahr? 

Annkathrin: Ich hoffe, dass wir noch ein paar Trainingslager bis zur EM haben werden. Wir haben eine ganze Weile gemeinsame Online-Workouts gemacht, das war für mich auch eine neue Erfahrung.

Ich hab auf jeden Fall richtig Lust auf die EM! Vor allem soll sie im November stattfinden und das wäre für mich, wenn ich Glück hab, noch ein nettes Geburtstagsgeschenk.


goalball.de: Derzeit befindest du dich in der Ausbildung zur Physiotherapeutin. Wie schaffst du es, Ausbildung und Nationalmannschaft miteinander zu vereinbaren? 

Annkathrin: Momentan geht das recht gut. Da wir bisher nur ein Trainingslager hatten, konnte ich das gut miteinander verbinden. Mit dem alltäglichen Training sieht das schon etwas anders aus. Das ist manchmal nicht ganz einfach für mich Ausbildung und Sport zeitlich zu managen.

Es wird aber nochmal eine andere Herausforderung, wenn in der Ausbildung wieder Präsenzunterricht stattfindet und wir wieder mehr Trainingslager haben.

Foto: Ulf Lange / fußballfotografie